Projekte hierzulande
Hier finden Sie Beiträge zur Solidarischen Ökonomie in Deutschland und Europa
Energiegenossenschaften. Zwischen Pragmatismus und öko-sozialem Idealismus.
In Zeiten globaler Unsicherheiten und energie- sowie klimapolitischen Herausforderungen, stellt sich die unausweichliche Frage nach der Aufrechterhaltung des sozio-ökonomischen Gesellschaftsgefüges in Verbindung mit ökologischen Handlungsvorgaben.
Energiepolitisch wurde dieser Frage meist kaum Beachtung geschenkt, sondern größtenteils durch staatliche und privatwirtschaftliche Akteure einer strikt ökonomischen Zielsetzung untergeordnet. Durch diese Handlungsweise haben sich aber eine Vielzahl von Entwicklung ergeben, die den BürgerInnen gesellschaftliche Handlungsmöglichkeiten entzogen haben. (Vgl. Flieger 2009: 305)
Um sich aus dieser Situation zu befreien nutzen immer mehr Menschen die Möglichkeiten des liberalisierten Strommarktes, um sich eigenverantwortlich zu organisieren und eine Energieversorgung in Eigenregie zu initiieren.
In Energiegenossenschaften schließen sich Menschen zusammen, die sich nach den Prinzipien der solidarischen Ökonomie in solidarischer und demokratischer Weise organisieren. Ihr Ziel ist es eine identitätsbildende Handlungsstruktur zu schaffen, die sich die Aufgabe gegeben hat das Wohl ihrer Mitglieder zu fördern bzw. darüber hinaus positive gesellschaftliche und ökologische Effekte zu erzielen. Die jeweiligen Ziel können jedoch sehr unterschiedlich sein:
So kann der Antrieb zur Gründung einer Energiegenossenschaft aus klimapolitisch-ideellem Fokus geschehen oder, wie in vielen ländlichen Gebieten, zur Aufrechterhaltung bzw. Verbesserung der Versorgungssituation. Die Förderung der regionalen Wertschöpfung kann ausschlaggebend sein oder eine Gruppe von Menschen, welche die Geschicke ihrer Zukunftsgestaltung selbst in die Hand nehmen will. Dies ließe sich noch unendlich weiter führen.
Was jedoch all diesen Projekten gemein ist, sind die oben angesprochenen Prinzipien der Solidarischen Ökonomie, die in mehr oder weniger stark ausgeprägter Weise zum tragen kommen.
Der Grundsatz ist jedoch, dass die Genossenschaften potentiell allen BürgerInnen offen stehen und in Abgrenzung zu Energiegemeinschaften und Solarfonds nicht durch die jeweilige Einlagenhöhe bestimmt werden, sondern die Stimmgewichtung sich auf jedes Mitglied verteilt (Ein Mitglied, eine Stimme).
Zu unterscheiden ist bei Energiegenossenschaften zwischen Förder- und Produktivgenossenschaften.
Energieverbrauchergenossenschaften sind sogenannte Fördergenossenschaften.
Sie unterstützen die angeschlossenen Haushalte unter Wahrung, Erhaltung oder gar Stärkung ihrer wirtschaftlichen Selbstständigkeit im Bereich der Energieversorgung.(Flieger 2011: 311)
Drei unterschiedliche Ansätze kann man bei den Energieverbrauchergenossenschaften unterscheiden:
Die traditionellen Strom- bzw. Elektrizitätsgenossenschaften (Traditionelle Versorgungsrolle),
die neuen Ökostromanbietergenossenschaften(Umweltpolitisch, -ethische Handlungsformen) und
die neuen genossenschaftlichen regionalen Energieanbieter (Preisgünstige Versorgung).
Ergänzend werden noch Nahwärmeliefergenossenschaften zu den regionalen Versorgern gezählt.
Zu den Fördergenossenschaften zählen ebenfalls die Sekundärgenossenschaften bzw. Dienstleistungsgenossenschaften:
Sie koordinieren den Einkauf von Strom und Rohstoffen, geben Beratungsdienstleistungen multiplizierend an die Mitglieder weiter und treten mit stärkerer Stimme gegenüber Verwaltung, Politik, Presse und Lieferanten auf.
Die sog. Energieproduktionsgenossenschaften gehören zu den Produktivgenossenschaften:
Mit der Genossenschaft steht den Initiatoren eine Rechtsform zur Verfügung, die es erlaubt, viele Projekte (Solaranlagen) im Rahmen einer Gesellschaft zu realisieren. Ziel ist es also, mehr als ein einzelnes Projekt umzusetzen. Das bei der Planung, Erstellung, Inbetriebnahme und Wartung der Anlage erworbene Know-how geht nicht verloren, sondern wird für weitere Aktivitäten im gleichen Unternehmen genutzt (Flieger 2011: 315).
Bürgerschaftlich-ökologischen Photovoltaikgenossenschaften (Umweltpolitischer Fokus)
Sozial-politischen Photovoltaikgenossenschaften (Entwicklungspolitische Ausrichtung)
Institutionell-organisatorischen Photovoltaikgenossenschaften (Genossenschaftlich-private Initiative)
Ende 2011 gab es in Deutschland knapp 600 Energiegenossenschaften (KNI 2012). In diesen organisieren sich über 130.000 BürgerInnen die bis jetzt rund 430 Millionen Euro investiert haben. Die genossenschaftlichen Investitionen belaufen sich auf rund 1,3 Milliarden Euro. Daraus ergibt sich eine produzierte Energiemenge von 580.000 MWh Strom, was einer Versorgungskapazität von 160.000 Haushalten entspricht (DGRV 2013).
Ein Anfang ist also gemacht um einer emanzipierten, gerechteren Zukunft ein paar Schritte näher zu kommen.
DGRV (2013): Energiegenossenschaften. Ergebnisse der Umfrage des DGRV und seiner Mitgliedsverbände. 2013.
Flieger (2011): Energiegenossenschaften. Eine klimaverantwortliche, bürgernahe Energiewirtschaft ist möglich. In: Elsen, Susanne (Hrsg.): Ökosoziale Transformation. Solidarische Ökonomie und die Gestaltung des Gemeinwesens Perspektiven und Ansätze von unten. AG SPAK Bücher, 2011.
KNI (2012): Genossenschaftliche Genossenschaftliche Unterstützungsstrukturen für eine sozialräumlich orientierte Energiewirtschaft.
Idee
Wagenplätze sind Wohngemeinschaften aus mobilen Fahrzeugen wie Bauwagen und ausgebauten LKWs, Wohnwägen, Anhängern und Wohnmobilen, die auf einer Brachfläche stehen.
Viele der BewohnerInnen sehen diese alternative Wohnform als Möglichkeit an, aus der konsumorientierten Gesellschaft auszusteigen, hin zu einer mehr selbstbestimmten und unabhängigen Lebensweise. Dieser Wunsch wiegt etwaige Nachteile wie fehlenden Wohnkomfort und eine prekäre Rechtssituation auf.
Abgrenzung
Die Selbstbeschränkung erfolgt freiwillig und nicht aus finanzieller Not, wie bei den Bewohnern sog. Trailerparks oder Wohnwagensiedlungen, die entstehen, wenn Menschen wirtschaftlich nicht mehr in der Lage sind eine Wohnung/ein Haus zu halten.
Beispiele
*Wagabanda Bielefeld
*Bambule im Hamburger Karolinenviertel (geräumt 2002)
*„Schwarzer Kanal e.V.“ (Berlin) und der Wagenplatz „Schwarzer Kanal“ (Berlin) selbst
*Wagenplatz Mainz – frischluftschneise ———►
*Schattenparker in Freiburg – Der städtische Wagenplatz am Eselwinkel
*Wagenplatz Alt Ungnade in
Mecklenburg-Vorpommern
auf coforum
* „Kuntabunt“ und „Bambule“
(Tübingen)
*Die Laster und Hängerburg – Seite
*der „Walli“ (Lübeck)
*„Riss + Lücke“ (Wuppertal)
*Wagenplatz ZAFFARAYA in Bern/CH (Bild oben)
Vernetzung
*Wagenburg.de
*Wapedia WikiProjekt Autonome und Hausbesetzer-Bewegung
Vorteile des Wagenlebens
Vielen erscheint die erweiterte Mobilität sogar als Vorteil. Daneben steht die freie Gestaltung des eigenen Lebensraums mit geringem Aufwand und überwiegend ökologischen Baustoffen. Dann ist im Unterschied zum Häuserbau für den zusätzlichen Wohnraum keine weitere Flächenversiegelung nötig. Begrenzte Räumlichkeiten erlauben ein sparsames Heizen mit Holz als einem nachwachsenden Rohstoff. Für die Lebensmittelversorgung kann einiges selbst angebaut werden.
Neben den ökologischen Argumenten gibt es die sozialen, die von den Wagenplatzgemeinschaften oft zugunsten ihres Projekts angebracht werden: Es entsteht eine Wohnkultur, die der heutigen weitgehenden Vereinzelung isolierter Mietparteien in anonymen und weitläufigen Mietobjekten entgegenläuft, und sich trotzdem nicht von der Öffentlichkeit absondert. Im Gegenteil: oft werden Veranstaltungen geplant und ausgeführt und das Gelände steht prinzipiell offen, z.T. nach Zahlung eines geringen Entgelts. Außerdem können durch die Wagenplätze ehemals brachliegende Grundstücke aufgewertet werden und die bauliche Vielfalt wird belebt.
Probleme
Die oben genannten und andere positive Aspekte werden von AnwohnerInnen selten gewürdigt. Die Skepsis gegenüber der unkonventionellen Art zu leben überwiegt. Hauptkritikpunkte von GegnerInnen sind immer wieder die hygienischen Zustände aufgrund fehlender Abflussanlagen und Müllentsorgung. Und das obwohl im Normalfall Frischwasserversorgung und Abwasserentsorgung gewährleistet sind: Über externe Quellen auf benachbarten Grundstücken oder an öffentlichen Trinkwasseranlagen wird Wasser in Kanister abgefüllt und transportiert. Für das Abwasser gibt es entweder öffentliche Anschlüsse, Auffangtanks oder es wird dezentral versickert. Gelegentlich gibt es auch selbstgebaute Klärteiche und Kleinkläranlagen. Fäkalien werden in Tankanlagen gesammelt. Teilweise werden auch Kompost- oder Chemietoiletten genutzt. Legale Plätze haben sogar eine ähnliche Ausstattung wie Campingplätze, d.h. unter Umständen sogar eigene Sanitäreinrichtungen. Strom erhält man entweder wieder über Nachbarn oder direkt vom öffentlichen Netz – nicht immer offiziell und zahlungspflichtig. Ein Teil des Stroms kann ökologisch mit kleinen Windrädern und Solaranlagen erzeugt werden. Müll wird getrennt und so weit wie möglich recycelt.
Die tägliche Auseinandersetzung mit der Grundversorgung erscheint auf den ersten Blick mühsam. Gleichzeitig schafft sie allerdings ein nicht mehr alltägliches Bewusstsein für Ressourcen und deren Verbrauch, was von den BewohnerInnen durchaus positiv bewertet wird.
Hintergrund
Entstanden sind Wagenplätze zunächst nach dem zweiten Weltkrieg, weil nicht genug Wohnraum vorhanden war. Das ist auch der Grund für den Stand der Gesetze, die solche eine Wohnform nur als zeitlich befristet vorsehen. Die heutige Form der Wagenplätze entwickelte sich hingegen erst aus der Hausbesetzerszene Mitte der 1980er Jahre. Dementsprechend klein sind die Überschneidungen.
Rechtliches
Es gibt drei Typen von Wagenplätzen:
1.Illegale und nicht anerkannte Wagenplätze, denen konstant eine Räumung droht. Diese sind aber sehr selten.
2. Der Großteil der Plätze (etwa 80%) sind zumindest geduldet. Dabei unterscheiden sie sich hinsichtlich der Rechtssicherheit, und ihren Zukunftsaussichten. Explizite Vereinbarungen zur Nutzungsdauer fehlen meist. Informelle Vereinbarungen überwiegen. Zum Teil ist auch nur eine Erlaubnis zur Zwischennutzung vom Eigentümer eingeräumt, wenn er zukünftige Verwertungsinteressen geltend machen kann.
3. Zuletzt gibt es einzelne legalisierte oder zugewiesene Standplätze. Auch diese verfügen über unterschiedlich verbindliche Vereinbarungen bezüglich ihres Status. (Ein Positivbeispiel wie Stadt und Wagenplatzbewohner zum Wohle aller zusammen arbeiten können findet sich hier: Projekte der Hansestadt Lüneburg. Fragen und Antworten zum geplanten Bauwagenplatz )
Verbreitung / Trends
*Deutschland-Karte für Wagenplätze und besetzte Häuser
*Auflistung deutscher Wagenplätze
Es gibt keine exakten Daten, weil die Wagenbewohner nicht bzw. dezentral organisiert sind. Einzig am Bedarf nach Flächen lässt sich ein großes Interesse an mobilen Wohnformen ablesen.
Gesellschaftspolitische Debatte
Die Diskussion um die Legalisierung von Wagenplätzen ist laut Wagenplatz-VerfechterInnen in erster Linie kein baurechtliches Problem, sondern eine Frage des politischen Willens und der Frage wie Mehrheiten mit den Wünschen von Minderheiten umgehen wollen. Wie oben bereits erwähnt, überwiegt die Ablehnung der breiten Bevölkerung gegenüber dieser Lebensform, wohl auch weil sie nicht verbreiteten Normen entspricht. Dabei ist nicht plausibel zu begründen, warum Dauercamper und Kleingärtner nicht die gleiche Ablehnung erfahren. Es besteht dennoch Hoffnung, dass sich die gesellschaftliche Einschätzung noch ändert, ähnlich wie bei den WGs, die früher umstritten, jetzt zum Normalfall wurden und dementsprechend anerkannt sind.
Links
*Wagenplatz auf Wikipedia, Wagenplatz auf anarchopedia
*Wapedia: Wikipedia für Wagenplätze
TV
* Wir vom Wagenplatz – Metro @ PULSTV 8. Oktober 2007, Metro vom 7.9.2007; VJ: Sarah Goldschmidt. Metro besucht den einzigen Wiener Wagenplatz und schaut sich an, wie es sich in Wohnwägen und LKWs so leben lässt
*Doku über den Wagenplatz Bambule in Hamburg St. Pauli
Artikel/Berichte über das Thema
*BIELEFELD: „Wagabanda“ im Weg – 16 Jahre altes alternatives Bauwagen-Wohnprojekt in Not wegen der Erschließung des Campus-Geländes 23.07.2010 VON ANSGAR MÖNTER
*Jungle World – die linke Wochenzeitung: Wem gehört die Stadt? Jungle World Nr. 50, 4. Dezember 2002
*Wien: Repression gegen Wagenplätze geht weiter auf indymedia von treibstoff 04.11.2010
*FR: Deutschlandfans greifen Wagenplatz an Anarchistische Gruppe Freiburg 09.07.2010
* Bambule: Mahnwache im Schanzenviertel auf indimedia von Lahand 28.11.2002
* „Bambule“: Solidaritätsbewegung für Bauwagenplatz wird zur „Anti-Schill-Kampagne“ Bürgerinfo und Bürgerservice auf Hamburg.de
*Ausstellung zu Wagenburg Leben in Berlin
* Queer leben auf dem Wagenplatz „Schwarzer Kanal“ (Berlin), Bildarchiv
Literatur zu dem Thema
*Stefan Canham: Bauwagen. Mobile Squatters. Peperoni Books, Berlin 2006, (Bildband)
*Hubertus Janssen (Red.): Auf zur grundrechtlichen Verteidigung der Wagenburgen. Gegen den Missbrauch von Recht und Polizei zugunsten herrschender Ordnungsvorstellungen; am Exempel Ostfildern. Komitee für Grundrechte und Demokratie, Köln 1998
*Anke Schulz: Fischkistendorf Lurup. Siedlungsprojekte, Schrebergärten, Bauwagen und Lager, 1920 bis 1950. VSA-Verlag, Hamburg 2002
*Annika Schönfeld & Tobias Pralle: Wohnen ohne Fundament – Handlungsmöglichkeiten von Politik und Stadtplanung im Umgang mit Wagenplätzen; Studienarbeit am Fachbereich Stadt- und Landschaftsplanung der Universität Gesamthochschule Kassel (GhK); Betreuung: Prof. Christian Kopetzki; Sommersemester 2000
*Das Wägler-Archiv gesammelt und erstellt von Herbert Kropp, Oldenburg (geht nur bis 1998!)
Hier gibt es:
→eine Studie zum Thema: Wohnen und Leben in ausgebauten Bau- und Zirkuswagen
→Bibliographie zur obigen Studie (Monographien, Zeitungs- und Zeitschriftenartikel) mit 1107 Einträgen
→Photogalerie zum Thema „Wagenleben“( photographische Impressionen aus Wagenburgen in Berlin, München, Ulm sowie Photos von Wagen diverser einzelstehender WäglerInnen…)
→Dokumente:
– Wohnwagengesetze aus Hamburg (1959) und Bremen (1956)
– Landfahrerplatzverordnung der Stadt Oldenburg (1957)
– Arbeits- und Diskussionspapier des „Vereins für alternative Wohnkultur –
Initiativkreis Wagendorf“ in Bezug auf Gründung eines ökologisch
orientierten Wagendorfes in Oldenburg (1989)
– Redebeitrag auf den sog. „Wagentagen“ in Berlin (Ostern 1996)
– Erklärungen des ASTAs der Kasseler Uni zum Wagenplatz K18 bzw.
Presseerklärungen der Wagenbewohner des Platzes K18
– Interview mit Berliner Bauwagenbewohnern
– Berichte über new-age-travellers und das sog. „criminal law“ gegen
Fahrende in England
Abgrenzung
*Der Begriff Squatting in anderen Ländern
*Sog. Wächterhäuser überwiegend in Ostdeutschland beruhen im Gegenteil zu besetzten Häusern auf einer Gestattungsvereinbarung.
Beliebtes und bekanntes Symbol ist ein Kreis durch den ein N-förmiger Blitz von links unten nach rechts oben verläuft. Das ‚N‘ steht für das holländische Wort ’neemt‘ was auf deutsch soviel heißt wie ‚genommen‘ bzw. ‚besetzt‘. Entstanden ist es in der holländischen Hausbesetzerszene der 1970er Jahre auch als ‚Kraaker‘ oder ‚Kraakerbewegung‘ bekannt.
Idee
Eine Hausbesetzung liegt dann vor, wenn gegen den Willen oder ohne Wissen des rechtmäßigen Eigentümers ein vormals leer stehendes Haus/Wohnung von Einzelnen oder einer ganzen Gruppe von Personen eingenommen und bewohnt wird. Die von den Niederlanden ausgehende Hausbesetzungsbewegung und ihre Verbreitung in anderen europäischen Städten will auf Missstände einer verfehlten Wohnungsbau- und Mietpolitik und den Verfall von Bausubstanz hinweisen.
Arbeitsweise/Grundprinzipien
Es gibt zwei Arten von Hausbesetzungen:
1. Stille Hausbesetzung: Dabei werden Häuser möglichst unauffällig bezogen, in der Hoffnung, nicht den Argwohn der Anwohner auf sich zu ziehen und längst möglich unbemerkt wohnen bleiben zu können.
2. Offene Hausbesetzung: Hier wird die Öffentlichkeit und Nachbarschaft bewusst mit einbezogen. Etwa indem Plakate aus dem Fenster gehängt und Flugblätter verteilt werden.
*Eine spezielleForm ist das sog. Instandbesetzen: »Lieber instandbesetzen als kaputtbesitzen« um verfallene Häuser vor dem Abriss zu retten und wieder bewohnbar zu machen. Leerstehende Häuser werden besetzt, um ihren weiteren Verfall und den daher drohenden Abriss zu verhindern. Die Forderungen entsprechen den oben erwähnten. Es geht darum preiswerten Wohnraum zu erhalten und um Ressourcen zu sparen nur jene Baumaßnahmen (möglichst in Eigenarbeit) durchführen, die von den Bewohnern als tatsächlich notwendig erachtet werden.
Politische Reaktion
BERLINER LINIE – Berliner Linie „der Vernunft“
Diese wurde 1981 durch den Berliner Senat verabschiedet. Gegen Neubesetzungen war ein rigoroses Durchgreifen vorgesehen: Innerhalb der ersten 24 Stunden sollte geräumt werden. Bei sog. Altbesetzungen oder längeren Besetzungen wurde eine Legalisierung befürwortet mit den entsprechenden Verträgen zwischen Eigentümer und Besetzern/Mietern. Deswegen sollen statt Räumung Gespräche stattfinden. Der Beschluss war eine Reaktion auf schwere Auseinandersetzungen von Polizei und AktivistInnen im Häuserkampf besonders bei Räumungen und Demos.
Eein kleiner Erfolg kann darin gesehen werden, dass der Senat West-Berlins von 1983 an bei der Sanierung zu einer sog. „behutsamen Stadterneuerung“ überging, um stärker die Betroffenen einzubinden und sich mit ihnen abzusprechen um erneute Proteste weitmöglichst zu verhindern.
Streit über Legalisierung: Eine Gruppe von Besetztern wollte ihren Wohnraum sichern, die anderen weiter ihre politischen Ziele verfolgen und deswegen im Besetzerstatus verbleiben.
Rechtliches
Hausbesetzung ist als Hausfriedensbruch strafbar. Höchststrafe ein Jahr Freiheitsstrafe.
*Hausfriedensbruch
Dabei handelt es sich um die Verletzung des Hausrechts durch widerrechtliches Eindringen in Wohnung, Geschäftsräume oder befriedetes (also umzäuntes) Besitztum eines anderen oder durch unbefugtes Verweilen darin trotz Aufforderung zum Verlassen durch den Hausrechtsinhaber.
Strafbar nach § 123 StGB; Verfolgung nur auf Antrag. – In der Schweiz ebenfalls nur auf Antrag strafbar (Art. 186 StGB). – In Österreich nur bei Gewaltanwendung oder -androhung und nur mit Ermächtigung des Verletzten (§ 109 StGB).
Hintergrund
In Amsterdam gab es Ende der 60er Jahre die sog. Kraker bei denen es sich um die Selbstorganisation von Familien ohne Wohnmöglichkeiten handelte, die leer stehende Häuser besetzten. Die Gründe für die Hausbesetzungen sind aber zahlreich: Sei es fehlender Wohnraum v.a. im Innenstadtgebiet und für sozial schwache Mieter beispielsweise durch ineffektive Flächensanierungspolitik wie In Berlin Kreuzberg in den 60er Jahren, spekulativer Leerstand, überhöhte Mieten, fehlende kulturelle Angebote und mangelnder Freiraum für bürgereigene Projekte. Aber auch: Für alternative Arten des Zusammenlebens und dafür eine von der kapitalistischen Marktmacht befreite Wohnmöglichkeit zu schaffen. Wegen des Autoritätsvakuums während der Wende nahm die Zahl der Hausbesetzungen in der ehemaligen DDR stark zu (bis zu 180 besetzte Häuser).
»Legal – illegal – scheißegal«?
Die Hausbesetzerbewegung entstand Ende der 70er und in den 80ern. Erstmals kam es zu Hausbesetzungen in Frankfurt im Herbst 1970 durch eine sehr gemischte Gruppe von Studenten, Familien aus Obdachlosensiedlungen und ausländischen Arbeitern im Frankfurter Stadtteil Westend Eppsteiner Straße 47. (sog. Frankfurter Häuserkampf). Anfang der 1980er war man soweit vernetzt, dass bundesweit die Hausbesetzer zu einem Kongress zusammen kamen.
Vernetzung
*Squat.net bekannteste Seite in Europa zum Thema Hausbesetzungen
*Diskussionen und Tipss rund um Hausbesetzung
*Hausbesetzung bei Facebook
Beispiele
*ehemalige Stollwerck-Schokoladenfabrik in Köln (1980),
Stollwerck-Story Filmmaterial
*Rote Flora in Hamburg (1989) auf Wikipedia
*Kunsthaus Tacheles (1990) auf Wikipedia
*Wohnprojekt Köpi HP (besetzt 1990, legalisiert 1991) bei Wikipedia
*Hafenstraße Hamburg, Archiv zu den Vorkommnissen bei nadir
*Kiefernstraße Düsseldorf, heute, auf Wikipedia
*ehemaliges Topf-und-Söhne-Gelände in Erfurt ( 2001 bis 2009) bei Wikipedia, weiterhin aktiv
*Mainzer Straße (Berlin-Friedrichshain)Räumung, Videosammlung etc.: 20 Jahre Räumung Mainzer Str.
*Georg-von-Rauch-Haus
( Berlin-Kreuzberg) besetzt seit 1971,
heutiger Trägerverein
*Liebig 14, eines der letzten ehemals besetzten politischen Wohn- und Kulturprojekte in Berlin
Blog
Aufruf
*Rigaer Straße 94 Berlin
* KOMM in die Gänge | HAUSBESETZUNG als Kunstaktion KUNSTSCHAU Hamburg – Jens Ullheimer | PT Initiative Gängeviertel, Hamburg. Die Initiative „Komm in die Gänge” will die 12 leerstehenden Altbauten des Hamburger „Gängeviertels” retten. Im Interesse der Hamburger Baukultur und Kreativ- / Kulturschaffenden sollen die seit 7 Jahren vor sich hin verottenden Häuser nicht verfallen, sondern instand gesetzt und kreativ genutzt werden.
*Richard-Epple-Haus und das ehemaliges Polizeihauptquartier in der Münzgasse in Tübingen
Verbreitung / Aktueller Trend
Viele ehemalige besetzte Häuser in Deutschland und den Niederlanden sind heute legalisiert. Dies bedeutet, dass die Bewohner mit den Eigentümern Duldungs-, Miet- oder Nutzungsverträge abgeschlossen haben. Einige Mietverhältnisse sind nicht formell legalisiert, haben aber einen inoffiziellen Status durch Duldung. Neubesetzungen gibt es kaum noch oder sie sind nur von kurzer Dauer.
Antikraken
Entwickelte sich als Gegenbewegung zum Kraken: Um zu verhindern, dass leerstehende Imnmobilien besetzt werden, sind einige Besitzer dazu übergegangenn selbst Mieter dort einzuquartieren. Allerdings müssen diese bei Bedarf des Eigentümers innerhalb von zwei Woche das Gebäude räumen, so steht es in ihrem Vertrag. Rund 30.000 Leute wohnen so.
*Alles, was zum Wohnen taugt – WOHNEN Ob Kraker oder Anti-Kraker: Beide Gruppen leben ein modernes Nomadentum. Anti-Kraker gehen ideologiefrei damit um TAZ 10.06.2009
TV
* Solivideo für ein Besetztes Haus in Erfurt – „Wir bleiben alle!“ 2001 wurde das ehemalige Gelände der Firma Topf und Söhne besetzt, die Öfen für Vernichtungs- und Konzentrationslager hergestellt hat und somit aktiv am Holocaust beteiligt war. Nun soll ein Lebensmittelmarkt entstehen, obwohl, keine 400 m Luftlinie entfernt ein riesiges Einkaufzentrum ist.
* Hausbesetzung Berlin 27.05.08
* 30 Stills 1979: Phorushalle Kurzfilm über die Besetzung der Phorushalle in Wien 1979.
*Niederlande: Hausbesetzer in Amsterdam
*Schwere Zeiten für Hollands Hausbesetzer
*Züri brennt: Opernhauskrawalle info
Berichte
*Für das Recht auf selbstbestimmtes Durchwursteln unter Nichtbeachtung der Eigentumsordnung – Zum politischen Anspruch linker Hausbesetzer anlässlich der Mobilisierung für die Liebig 14 in Berlin-Friedrichshain. Blog
* SPIEGEL Essay: Recht auf Wohnraum und Hausbesetzung 04.05.1981 von Johann Wilhelm Gerlach Der Zivilrechtler Johann Wilhelm Gerlach, 42, ist Professor an der Freien Universität Berlin.
*Raus aus meinem Haus! Wie nehme ich eine leer stehende Wohnung in Besitz? Hausbesetzer finden in holländischen Städten Beratung. Die Eigentümer wehren sich. Von Klaus Ehrenbrandter, 17. Juni 2000
*Niederlande sagen »Krakern« den Kampf an. Hausbesetzen war in den Niederlanden bisher keine Straftat. Das soll sich nun laut Beschluss des Parlaments ändern. Die Zustimmung des Senats gilt als wahrscheinlich. Hunderte Aktivisten protestieren gegen die Entscheidung.
*Neuigkeiten zur Kriminalisierung der HausbesetzerInnen in den Niederlanden Seit 1. Oktober 2010 ist die Hausbesetzung in den Niederlanden gesetzlich verboten.
*Hausbesetzung in der Leipziger Vorstadt 8. Mai 2010 | Autor: Anton Launer
* Vor 35 Jahren: Erste Hausbesetzung in Deutschland. Widerstand gegen Spekulation und Entmietung
*Material/Artikel zu Hamburg – Hausbesetzung Ekhofstrasse 1973
*Hausbesetzung an der Neuen Messe in Freiburg
*Hausbesetzung in der Freiburger Innenstadt
* Fotos: Autonome besetzen Haus in Freiburg
* Hausbesetzung mit Beifall: In vielen Grossstädten betreibt man das Aufhübschen von Stadtteilen – in Hamburg hat eine Gegeninitiative Erfolg 21. Dezember 2009, Neue Zürcher Zeitung von Joachim Güntner
* Hausbesetzung des leer stehenden DGB Hauses in Essen durch die Initiative “Freiraum 2010”
* Hausbesetzung in der Rostocker Innenstadt: ehemaliges Gerichtsgebäude. Von ipar 04.04.2010 11:34
*Schanzenviertel: Polizei räumt besetztes Haus. 17. Okt. 2010 12:31
*Hausbesetzung mit friedlichem Ende in Darmstadt. Einer der Eigentümer des ehemaligen Telekom-Bürogebäudes verzichtete auf eine Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs. Von Birgit Femppel, 4.Juni 2010
* „Leben, wo das Leben ist, basta“ Der Spiegel vom 31. Dezember 1984; über Hausbesetzer in Amsterdam
*Chronologie der Ereignisse In Deutschland
* Münsters Geschichte von unten, u.a. Geschichte des Häuserkampfs in Münster
„Leute bleibt heiter, der Häuserkampf geht weiter“ Die BesetzerInnenbewegung in Münster 1972 – 2008 bei Graswurzelrevolution
* Hausbesetzung für ein soziales Zentrum in Münster! Pressemitteilung – Münster, 13.4.2001
* 42 Tage gelebte Anarchie – Leute, bleibt heiter, der Häuserkampf geht weiter!
*Hausbesetzung per Facebook: Polizei löst Party auf. Die Organisatoren der Facebook-Gruppe „Jugend gegen die Banken“ in Mayfair, London wollten eigentlich „nur“ mit rund 400 Personen eine Villa der Bank HSBC für ihre Zwecke „ausleihen“. Am Ende kamen mehrere tausend Jugendliche. englischer Originalartikel
* Der etwas andere politische Protest von Christoph Karius in der GEO-Zeit
* Neue Galerien für Hamburg Hanseatische Hausbesetzung
Literatur zum Thema
* Politische Aktionen gegen Wohnungsnot und Umstrukturierung und die HausbesetzerInnenbewegung in Düsseldorf von 1972 bis heute – Diplomarbeit von Volker Rekittke und Klaus Martin Becker
* Susan Arndt (Hrsg.): Berlin, Mainzer Strasse: „wohnen ist wichtiger als das Gesetz“. Basis-Druck, Berlin
* Autonome Lupus-Gruppe: Die Hunde bellen … Von A bis RZ. Eine Zeitreise durch die 68er Revolte und die militanten Kämpfe der 70er bis 90er Jahre. Unrast, Münster 2001
*Bernd Drücke: Zwischen Schreibtisch und Straßenschlacht? Anarchismus und libertäre Presse in Ost- und Westdeutschland, Verlag Klemm & Oelschläger, Ulm 1998 (insb. Die HausbesetzerInnenbewegung und ihre Presse, S. 129 ff.)
* Geronimo: Feuer und Flamme. 6. Auflage. ID-Verlag, Berlin 2002
* Ingrid Müller-Münch (Hrsg.): Besetzung: weil das Wünschen nicht geholfen hat. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1981
* Thomas Stahel: Wo-Wo-Wonige!: Stadt- und wohnpolitische Bewegungen in Zürich nach 1968, 2006 (Dissertation).
* Martin Veith: „Selbstbestimmtes Leben im besetzten Haus – Die Schwabstrasse 16b“, in: Eine Revolution für die Anarchie. Zur Geschichte der Anarcho-Syndikalistischen Jugend (ASJ) im Großraum Stuttgart 1990-1993, Verlag Edition AV, Lich 2009 (S. 184-197)
* Jan Schwarzmeier Die Autonomen zwischen Subkultur und sozialer Bewegung, Books on Demand Gmbh 2000
* Ingrid Vogt Hausbesetzung oder Die ‚Heilige Familie‘, Klosterarbeiten 2008
* Peter Birke und Chris Holmsted: Besetze Deine Stadt! Häuserkämpfe und Stadtentwicklung in Kopenhagen, Larsen Assoziation 2008
* Martina Weber: Hausbesetzung als strafbarer Hausfriedensbruch?. Der Einfluss der Einführung des Merkmals „befriedetes Besitztum“ in § 123 StGB und seinen Vorläufern … zur Dogmengeschichte des Hausfriedensbruchs, 1991
* Juliane Stiegele u.a.: Bewohner auf Zeit: Hausbesetzung, omega verlag Siegfried Reusch e.K. 1998
* Hausbesetzung: Yorck59, Ungdomshuset, Räumung Der Mainzer Straße, Kunsthaus Tacheles, Rote Flora, Hafenstraße, Köpi, Bücher Gruppe von Books Llc 2010
* Rolf Amann: Der moralische Aufschrei. Presse und abweichendes Verhalten am Beispiel der Hausbesetzung in Berlin 1985
* Marc Amann / Nico Baumgarten /Lucie Billmann/ Stewart Gold: Solidarische Räume & kooperative Perspektiven: Praxis und Theorie in Lateinamerika und Europa, Verein zur Förderung der sozialpolitischen Arbeit 2010
* Autonome Häusergruppe: Häuserkampf in Münster oder Leute bleibt heiter, der Häuserkampf geht weiter, in: Bündnis gegen Umstrukturierung und Wohnungsnot (Hg.): Schlimmer wohnen in Münster, Münster 1992, S. 24 ff.
* Brand, Karl-Werner u.a.: Aufbruch in eine andere Gesellschaft. Neue soziale Bewegungen in der Bundesrepublik. Frankfurt a.M./New York 1984.
* Brandes, Volkhard/Schön, Berhard (Hrsg.): Wer sind die Instandbesetzer? Selbstzeugnisse, Dokumente, Analysen. Ein Lesebuch. Bensheim 1981.
* Halter, Hans: «Niemand hat das Recht». Über die Bewegung der Hausbesetzer in Berlin. In: Haller, Michael (Hrsg.). Aussteigen oder rebellieren. Jugendliche gegen Staat und Gesellschaft. Hamburg 1981, S. 99-113.
* Lindner, Werner: Jugendprotest seit den fünfziger Jahren. Dissens und kultureller Eigensinn. Opladen 1996.
* Orlowsky, Werner: Die Berliner Hausbesetzer. In: Breyvogel, Wilfried (Hrsg.). Autonomie und Widerstand. Zur Theorie und Geschichte des Jugendprotestes. Essen 1983, S. 13-22.
* Seipel, Hubert: Offene Feindschaften. Über die Jugendrebellion in Hannover, Bremen, Göttingen. In: Haller, Michael (Hrsg.). Aussteigen oder rebellieren. Jugendliche gegen Staat und Gesellschaft. Hamburg 1981, S. 71-84.
* Willems, Helmut: Jugendunruhen und Protestbewegungen. Eine Studie zur Dynamik innergesellschaftlicher Konflikte in vier europäischen Ländern. Opladen 1997.
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Gemeinschaftsgärten sind eine (gemeinschaftliche) Form des Urban Gardening (= Urbanes Gärtnern, also Bepflanzung im städtischen Raum).
Die Begriffe Bürger- oder Nachbarschaftsgärten werden teilweise auch verwendet, allerdings finden sich unter diesem Namen häufiger staatlich geförderte Projekte, bzw. als Bürgergärten bezeichnen sich auch manche Lokale oder Gaststätten.
Idee
Die Idee der Gemeinschaftsgärten ist es, auf öffentlichen Flächen zum Zweck der Selbstversorgung gemeinsam Nutzpflanzen anzubauen, nach eigenen Vorstellungen mit Zierpflanzen den Nahraum zu gestalten oder in Form von Grünflächen Freiraum für Erholung in der Stadt zu schaffen – je nach Bedürfnis der InitiatorInnen. Dabei geht es um die Verbesserung der Ernährungssituation städtischer BewohnerInnen und/ oder darum, ein politisches Statement gegen unliebsame oder mangelnde Stadtplanung und Kapitalisierung der Versorgung zu setzen.
Abgrenzung
Weitere Formen des Urban Gardening sind:urban agriculture (Wiki dt. / Wiki engl.) bzw. urban horticulture (Wiki dt. / Wiki engl.) Spektakulärer, da meist unerlaubt und/oder spontan sind guerilla gardening, pirate gardening bzw. Wildgärtnern, ebenfalls als Formen des Urban Gardening. Hier werden seltener Nutzpflanzen angebaut, sondern eher Blumen gesät, um trostlose Bürgersteige oder Verkehrsinseln zu begrünen. Das Gemeinschaftliche spielt hier eher keine Rolle. Genau wie bei Kleingärten oder Schrebergärten, die außerdem oft am Stadtrand und nicht direkt in der Stadt zu finden sind.
Arbeitsweise
Industrielle und öffentliche Brachflächen werden durch Community Gardening zur Bepflanzung genutzt und selbst wo der Boden versiegelt oder kontaminiert ist, können durch „vertikalen“ Anbau Lebensmittel zum Verzehr heranwachsen.
Dabei sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt:
Ob Kartoffeln in einem Autoreifenstapel
oder Kräuter an „lebenden Wänden“
Das Gärtnern in der Stadt geht aber über den praktischen Nutzen hinaus, indem es Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen zusammenbringt und ihnen ermöglicht, aktiv und selbstbestimmt ihre Umwelt zu gestalten und dabei zur Stadtentwicklung und gesellschaftlichen Integration beizutragen. Für Arbeitslose bietet das Bewirtschaften eine Möglichkeit zurück in die Gesellschaft durch selbstbestimmte Arbeit. Vereinzelt wurden auch schon StadtplanerInnen auf die Gemeinschaftsgärten aufmerksam und es kam zu städtischer Unterstützung durch die Bereitstellung von Saatgut und Gartengeräten.
Eine spezielle Form von Gemeinschaftsgärten sind die Interkulturellen oder Internationalen Gärten, die überwiegend von MigrantInnen getragen werden. Sie entstehen eher aus dem Bedürfnis, sich in der „Fremde“ neu verwurzeln zu wollen, etwas Sinnvolles tun zu wollen, nachdem viele in Deutschland nicht arbeiten dürfen oder keine Arbeit haben. Und es geht darum, einen Ort zum Gärtnern zu haben, zumal heimatliche Früchte und Gemüse oft schwer oder nur teuer zu bekommen sind. Natürlich geht es auch hier um die Versorgung mit günstigen und gesunden Lebensmitteln und die Gestaltung der städtischen Umgebung. Nicht zuletzt bildet sich durch die gemeinsame Gartenarbeit eine interkulturelle Gemeinschaft, die auch mal zusammen kocht und feiert, sich austauscht und unterstützt.
Den ersten internationalen Garten gründeten MigrantInnen 1996 in Göttingen. Dort gibt es inzwischen fünf solcher Gärten, in denen Familien aus fast 20 Ländern und unterschiedlichsten Religionen zusammenarbeiten.
Mögliche Probleme/Konfliktpotential
Die Annahme, dass Stadtentwicklung und Bepflanzung sich gegenseitig behindern/ausschließen, lässt dich meist entkräften. Es finden sich immer freie Stellen. Und die Befürchtung, dass öffentliche Anbauflächen der Allmendeproblematik anheimfallen würden, widerspricht, dass die meisten Projekte durch zivilgesellschaftliche Organisationen getragen werden, innerhalb derer gemeinsame Nutzungsregeln entwickelt werden.
Es gibt aber andere mögliche Hindernisse, wie eine ungeklärte Eigentumssituation, denn die lässt keine langfristige Planung zu, Regen- oder sonstiges Wasser was zum Bewässern genutzt wird kann kontaminiert sein, ebenso der Boden was Gesundheitsrisiken für die Konsumenten birgt. Hinzu kommt, dass speziell der Anbau an Straßen zwar die Verteilung erleichtert, aber die Pflanzen natürlich den Autoabgasen aussetzt. Außerdem gibt es immer wieder den Hinweis, dass kleine Mengen von Anbauprodukten sich nicht effizient bewirtschaften lassen.
Hintergrund
Die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in der Stadt und bis 2015 werden voraussichtlich 26 Städte eine Einwohnerzahl von 10 Mio und mehr haben. Eine davon benötigt umgerechnet etwa 6000 t Essen am Tag. Dies erfordert weite und damit unökologische und unökonomische Transportwege. Gleichzeitig müssen Wenigverdiener in der Stadt etwa 40-60% ihres Einkommens für Lebensmittel aufbringen. Die Vereinzelung in den Städten (Singlewohnungen) nimmt insbesondere in Industrieländern zu.
Verbreitung
800 Mio Menschen sind weltweit Teil von Projekten der städtischen Bepflanzung und unterstützen damit die urbane Lebensmittelversorgung. Allerdings bleibt bis auf Ausnahmen diese Pflanzbewegung weitgehend unbekannt. In Deutschland lässt sich die Verbreitung von Nachbarschaftsgärten schlecht beziffern. In Großstädten wie Berlin ist gerade das Guerilla Gardening sehr häufig, aber da es sich um subversive Aktionen handelt, gibt es auch hierüber keine genauen Daten. Die oft öffentlich geförderten Interkulturellen Gärten sind leichter zu verfolgen. In Berlin gibt es bereits zwanzig und weitere sind im Aufbau. Deutschlandweit gibt es inzwischen über 100 interkulturelle Gärten mit der Stiftung Interkultur als Dachverband.
Aktueller Trend
Guerilla Gardening scheint inzwischen auch in der Mitte der Gesellschaft anzukommen, verliert dabei aber weitgehend seinen gesellschaftskritischen Anspruch. Man kann die sog. seed-bombs inzwischen im Internet bestellen. Für alle, die sie lieber selber machen: A guide to seed bombs
Links
* Gemeinschaftsgarten auf Wikipedia
*Gründämmerung: Vier neue Kurzfilme von George Eich zeigen eindrucksvoll die unterschiedlichen Dimensionen urbanen Gärtnerns, seine Lebendigkeit sowie seine sozialen und kulturellen „Nebenprodukte“.
produziert von anstiftung & ertomis
DVD kostenlos bestellen oder bei youtube:
*Nomadisch grün: Der Prinzessinnengarten in Berlin-Kreuzberg
*Den Kindern die Natur näher bringen
*Gartenbewegungen in Berlin
*Am Anfang war der Nachbarschaftgarten
Beispiele
*Urban Gardening – Prinzessinnengarten Berlin
*Vorstellung des Bürgergartens Laskerwiese ; Blog
*Der »Bürgergarten« – das Gärtnern kann beginnen im Vicelin-Viertel in Neumünster
*Bürgergarten: „Blühende Landschaften“ – von unten. Eine Chemnitzer Erfolgsgeschichte
*Vorstellung des Nachbarschaftsgarten am Mariannenplatz: „Ton, Steine, Gärten“ ; Blog
*Die Initiative Urban Gardening Berlin
*Multikultureller NachbarschaftsGarten Neukölln e.V.
*Nachbarschaftsgarten Grüne Weiten Berlin
*Ein Nachbarschaftsgarten in Berlin Friedrichshain Garten Rosa Rose
*Interkultureller Garten – Mitte Museum am Gesundbrunnen
Berichte
*Interkulturelle Gärten: Wurzeln schlagen von Birgit Leiß in: MieterMagazin, ersch. 01.09.2005, Ausgabe 9/05, Seite 20-21
*Das ABC des guerilla gardenings: Menschen, die Land kultivieren, dass ihnen nicht gehört –verwilderte, verlassene Grundstücke genauso wie Verkehrsinseln und „zugemüllte“ Parkstreifen
*Serie urbaner Grünobjekte. Warum die Aktion ‚Serie urbaner Grünobjekte‘ im Berliner Mauerpark? Anwohner pflanzen Bäume am Falkplatz.
* Laura Nosetti Interkulturelle Gärten
Vernetzung
*Forschungsnetzwerk Interkulturelle Gärten bei der Stiftung Interkultur
*Eine andere Welt ist pflanzbar. Gemeinschaftsgärten weltweit
*Gartenpolylog -virtuelles österreichisches Gemeinschaftsgarten-Netzwerk
*COMMUNITY GARDENS & GUERILLA GARDENING in Potsdam/Berlin auf Facebook
Sonstiges
*Parkgenossenschaft Gleisdreieck – Die sich im Aufbau befindliche Genossenschaft trifft sich um sich mit der Umwandlung des Gleisdreiecks in einen öffentlichen Park zu befassen.
*Workstation- Ideenwerkstatt Berlin e.V. – Die Initiative fördert Urban Gardening und interkulturelle Gärten. Die Internettplattform urbanacker.net ist ein Projekt der Ideenwerkstatt.
*Bezirksverband der Kleingärtner Steglitz e.V. Eine Brachfläche wird zur (ökologisch orientierten) Kleingartenkolonie.
*Landesverband Kinderbauernhöfe und Abenteuerspielplätze in Berlin (AKIB) beim Verband für sozial-kulturelle Arbeit. Viele Kinderbauernhöfe bieten zahlreiche Möglichkeiten, auf dem Gelände (Nutz-) Pflanzen anzubauen und zu Pflegen.
*Grüne Liga Berlin e.V. – Die Grüne Liga Berlin berät beim Begrünen trister Hinterhöfe und gibt Tipps zu Fördermöglichkeiten.
*Samariterviertel: Die Homepage informiert unter anderem über die gärtnerische Zwischennutzung von Brachflächen im Sanierungsgebiet, an der sich grundsätzlich jedermann beteiligen kann.
*Stadtacker: Diese Seite stellt Informationen und Hilfe zur urbaner Landwirtschaft auf Hinterhöfen, Dächern, Brachen, an Hauswänden oder in Blumenkästen bereit.
Literatur
*Elisabeth Meyer-Renschhausen: In den Schluchten New Yorks
„Unter dem Müll der Acker – Community Gardens in New York City“, Ulrike Helmer Verlag, Königstein/Taunus, 2004
*Christa Müller: Die Gärten Göttingens – Zum Nachmachen
„Wurzeln schlagen in der Fremde – Die Internationalen Gärten und ihre Bedeutung für Integrationsprozesse“, Ökom Verlag, München, 2002
*Ursula Taborsky: Eigenmacht, Eigensinn und Partizipation
„Naturzugang als Teil des Guten Lebens – Die Bedeutung interkultureller Gärten in der Gegenwart“, Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main, 2008
Idee
In Volxküchen soll mit wenig Geld und für wenig Geld, dafür mit großem Engagement aller Beteiligten für verschiedene Größen und Arten von Gruppen gekocht werden.
Arbeitsweise
Viele sogenannte mobile Voküs sind auf linken, linksautonomen und alternativen Aktionen, Protesten oder Veranstaltungen, um dort die AktivistInnen zu unterstützen und mit Essen zu versorgen. In selbstverwalteten und kollektiven Einrichtungen wie Infoläden, linken Zentren, besetzten oder ehemals besetzten Häuser, alternativen Jugendtreffs usw. finden sich hingegen auch regelmäßige, meist wöchentliche Voküs, organisiert durch ein mehr oder weniger offenes Team von KöchInnen. Die Refinanzierung erfolgt in beiden Fällen entweder durch einen Festpreis im Bereich der Selbstkostendeckung oder Geldspenden im eigenen Ermessen und in Form von tatkräftiger Unterstützung und Sachspenden.
Eine Einschränkung ergibt sich, da in der linken Szene auch eine Essensausgabe mit geringem Festpreis aber ohne konkrete politische Motivation oft als Vokü bezeichnet wird, einfach weil Vokü inzwischen ein stehender Begriff ist.
Grundprinzipien und Selbstverständnis
Der Großteil der VoKüs kocht vegan oder zumindest vegetarisch, Fleisch bleibt die Ausnahme. (außer in Berlin, wo die Vielfalt an Voküs sogar recht exotische Voküs hervorgebracht hat). Der Fleischverzicht erfolgt dabei aus mehreren Gründen: Zum einen soll prinzipiell jeder_m ohne Einschränkung die Vokü offen stehen und es finden sich ohnehin mehr VeganerInnen und VegetarierInnen in der alternativen Szene. Andrerseits wird selbst wer Fleisch nicht grundsätzlich ablehnt, gut darauf verzichten können, angesichts der Tatsache, dass Fleisch bei der Herstellung eine sehr viel schlechtere Klimabilanz vorweist als pflanzliche Lebensmittel. In jedem Fall wird nur für Projekte gekocht, die von den Aktiven ideell unterstützt werden.
Abgrenzung – Essen kochen als revolutionäre Maßnahme
Volxküchen unterscheiden sich deutlich von karikativen Armenspeisungen/ Suppenküchen (Suppenküche auf Wikipedia) oder der Tafel (Die Tafel auf Wikipedia) durch ihren politischen Anspruch: Sei es, dass auf die Verschwendung von Lebensmitteln in der kapitalistischen Gesellschaft, trotz akuter Not bei einigen Gesellschaftsschichten hingewiesen werden soll, alternative Wege der Ernährung aufgezeigt oder Protestaktionen unterstützt werden. Dabei sind die Voküs gerade auf Veranstaltungen explizit eine Mitmachküche und stellen nicht nur einfach das Essen bereit, wie kommerzielle Küchen es tun. Dadurch kann kostengünstiger gearbeitet werden und wenn Geld übrigbleibt, dieses zurück an das unterstützte Projekt fließen.
Andere Begriffe und Formen
Häufig wird auch der Begriff Kochkollektiv genutzt, der sich eher auf dauerhaft zusammenarbeitende, oft mobile Küchengruppen bezieht.
Manchmal werden VoKüs auch als Bevölkerungsküche (also BeVoKü) bezeichnet, als Abgrenzung vom Begriff Volk und dessen nationalistischer Tendenz. Solidaritätsküche (SoKü) wird zwecks Betonung der solidarischen Komponente verwandt. Solitresen sind entsprechend solidarisch organisierte Theken, wo für geringes Entgelt oder Spenden Getränke abgegeben werden (TOP- Solitresen auf Facebook). Oft unterstützen sie ein Projekt oder solidarisieren sich (finanziell) politisch Aktiven (wie z. Bsp. der Solitresen für Opfer polizeilicher Willkür).
Hintergrund
Die Idee des gemeinsamen Kochens zur Kostensenkung ist nicht neu. Im Gegenteil zur traditionellen Armenspeisung wird aber bei der Vokü um Spenden oder einen kleinen Beitrag gebeten, so dass das Essen den Anschein eines Almosens verliert, denn als solches ist es auch nicht gedacht. Die Art und Weise des kollektiven Kochens und Essens ist Ausdruck einer Idee vom selbstbestimmten Leben und einer anderen Art des Wirtschaftens. Und so war es letztlich die Hausbesetzer-Szene, die zur Entstehung heutiger Voküs maßgeblich beitrug. Aus der Notwendigkeit der Selbstversorgung wurde ein Konzept.
Verbreitung
Volxküchen finden sich inzwischen auf fast jeder größeren links-alternativen Veranstaltung und sie sind fest in der linken Szene etabliert. Die bekanntesten sind wahrscheinlich das niederländische „den Troag“ des Kollektief Rampenplan“ und food for action aus Berlin.
Links
* Volxküche bei wikipedia
* Volxküchen auf Anarchopedia mit Liste von Terminen für VoKüs sortiert nach Städten
*Deutsches „Flugblatten“ vom mobilen Kochkollektiv Rampenplan
* Food For Action – berlins mobile vokü – cuisine populaire ; auf twitter
Beispiele
*Mobile Mitmachküche Le Sabot
*Mobile Volxküche: Ohne mampf kein kampf. Selbstverständnis der volxküche weimar
*Chaos Catering Veganarchistisches Kochkollektiv
*Libelle – libertär in Leipzig: Libertärer Laden, Treffpunkt und Gewerkschaftslokal
*Volxküche: „Die Maulwürfe“ ; Termine
* Volxküche NMS/Vegane Kochgruppe
*Vegane Soliküche Juzl Göttingen
*DuKo: Dumpster Koch Kollektiv
*Dresdener Volxküchen-Gruppe cartonage
* VoKü-Gruppe falken vokü in Leipzig
TV
*39 Grad – Volxküche Dieser Beitrag ist entstanden im Rahmen der TV-Lehrredaktion „39Grad“ an der Fachhochschule Magdeburg/Stendal
*Ohne Mampf kein Kampf! Volxküche beim McPlanet Kongress in Berlin 2007. Ergebnis eines Dokumentarfilmseminars für Stipendiaten der Heinrich Böll Stiftung.
Berichte
* berliner stadtzeitung Scheinschlag: Schöner essen in Friedrichshain – Volxküchen sind angenehme Orte und laden zum Bleiben ein
*Anti-G8: Kochkollektiv Rampenplan in Not
*Rampenplan – Bericht aus einer Volxküche im Wendland
*Roter Baum Zwickau Volxküche – Warum eigentlich mit x?
* Blick vom 20.01.2010: Verein Roter Baum schafft Anlaufpunkt für alternative Jugendliche: Lecker essen in der Volksküche
* 02.07.2008 TAZ Artikel Wam Kat – Der Johannes B. Kerner der Anti-Atombewegung. Er hat ein politisches Kochbuch herausgebracht und stellt dies in der taz vor. „Wam Kats 24 Rezepte zur kulinarischen Weltverbesserung“ Wam Kat dazu: „Ich will kein Koch sein wie Tim Mälzer.“ Wam Kat, 53, ist politischer Aktivist, Politiker und vor allem Koch. Von ihm stammen Rezepte, die zum Beispiel „Sitzblockade“ heißen oder auch „Wendland Spezial“ und meist für über 100 EsserInnen angelegt sind. Der Niederländer stellt seit ungefähr 30 Jahren hungrige Aktivisten- und Demonstrantenmägen zufrieden.
Vernetzung/Kooperationen
*Vokü/Volksküche regelmäßiges Gruppenkochen zum Selbstkostenpreis bei Facebook
Literatur
*Halbinseln gegen den Strom: Anders leben und wirtschaften im Alltag von Friederike Habermann
* Volxküchen-Kochbuch: Rezepte für viele Portionen, Hannebambel Kneipenkollektiv (Hrsg.)
*Wam Kats 24 Rezepte zur kulinarischen Weltverbesserung
Sonstiges
*Food not bombs
Internetpräsenz: Food Not Bombs shares free vegan and
vegetarian meals with the hungry in over 1,000 cities around the world to protest war, poverty and the destruction of the environment. With over a billion people going hungry each day how can we spend another dollar on war?
Video zu “Food not Bombs”
*Containern wird oft als Methode zur Lebensmittelbeschaffung in Voküs genutzt
Strategie fürs Containern
Forum
*Freeganismus
Artikel: Müll macht satt!
Idee/ Arbeitsweise/Grundprinzipien
„Ein Laden von uns für uns.“ – Gemeinschaftlich betriebene Nachbarschafts- oder Dorfläden erhöhen die Lebensqualität kleinerer Gemeinden und Dörfer indem sie die Nahversorgung sicherstellen, oft mit regionalen Produkten [s.a. Regionale Vermarktung].
Die neugegründeten Dorfläden entsprechen mit ihrem begrenzten Sortiment etwa dem Gemischtwarenladen aus den 50er Jahren. Dabei wird kostendeckend statt gewinnmaximierend gearbeitet und ohne die Initiative und das Engagement der DorfbewohnerInnen geht es nicht. Oft sind die Dörfer selbst die Eigentümer bzw. eine von ihnen gegründete Genossenschaft, die mit ihrem Pro-Kopf-Stimmrecht am besten die Interessen einer Vielzahl von beteiligten Personen widerspiegelt. Beliebt ist auch die sog. Mini-GmbH (Unternehmergesellschaft (UG)“) [vgl. verschiedene Rechtsformen], die allerdings die formale Mitbestimmung und Mitgestaltung einer Gruppe erschwert, da Ein- und Austritte teuer sind (Notargebühren) und Stille Gesellschafter keine Mitsprache haben. Neben der Nahversorgung, die besonders weniger mobilen EinwohnerInnen wie Kindern/Jugendlichen und der zunehmenden Zahl von älteren Menschen entgegenkommt, schafft der Dorfladen oft Arbeit –zumindest Teilarbeitsplätze. Und wenn, was oft vorkommt, zusätzlich ein kleines Cafe da ist, wird der Dorfladen zum neuen kommunikativen Zentrum des Dorfes.
–>Wikipedia zu Dorfläden
Hintergrund
Die Dichte von Lebensmittelläden hat in den letzten Jahren dramatisch ab-genommen. Die Anzahl der Verkaufsstellen hat sich von ca. 150.000 in den 60er Jahren auf ca. 55.000 in 2008 reduziert (Quelle). Dies wirkt sich negativ auf die Nahversorgung der Bevölkerung insbesondere ländlicher Regionen aus. Zudem wachsen die CO2-Emissionen: Die Kilometerzahl für Einkaufsfahrten verdoppelte sich von 1982 bis 2002 auf 444 Mio. km pro Tag. (Quelle: IÖW, Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung).
–>Wikipedia zur Nahversorgung
Verbreitung
Laut dem Unternehmensberater Wolfgang Gröll, der selbst etwa 100 Projekte begleitet hat, gibt es bundesweit bis zu 250 Dorfläden und jährlich kämen etwa 20 dazu. In Süddeutschland sind die Bedingungen günstiger, weil sich dort kleinteilige Strukturen noch besser erhalten haben als im Norden oder im Osten des Landes
Aktueller Trend
Eine Studie aus dem Jahr 2007 (McKinsey) konstatiert einen neuen Trend zurück zu modernen Tante Emma-Läden. Selbst große Supermarktketten ziehen es in Erwägung kleinere sog. Convenience Läden zu eröffnen allerdings wiederum nur im lukrativen Großstadtraum. Im ländlichen Raum sind Ortschaften mit weniger als 5000 EinwohnerInnen nicht rentabel genug für Großprojekte.
–>Auszug aus der McKinsey – Studie „Tante Emma reloaded: Persönlich, nah, bequem – so wünschen es sich die Verbraucher“:
„Immer mehr Deutsche wünschen sich beim Lebensmitteleinkauf – mehr noch als günstige Preise – vor allem Convenience: Nah, bequem und einfach soll es sein. Entsprechende Handelsformate können ein zusätzliches Umsatzpotenzial von bis zu 20 Milliarden Euro erschließen. Wichtigster Faktor bei der Wahl der Einkaufsstätte ist heute Convenience. Auf Platz zwei der Prioritätenliste rangiert das Einkaufserlebnis, erst danach folgt der Preis.“
Beispiele
*Dorfläden in Deutschland (Karte)
*Chiemgau: Bürger werben für eigenen Dorfladen
*Bericht über den Schlossmarkt, erschienen in der Zeitschrift „Profil“ vom Genossenschaftverband Bayern, Ausgabe: 9. 2009. Die Re-Regionalisierer – Windacher Bürger nehmen mit einer Genossenschaft die Nahversorgung im Ort selbst in die Hand
*Linksammlung zum Thema Dorfläden
*Scheitern eines Nachbarschaftsladens!
Nahversorgung zwischen Wunsch und Wirklichkeit – Diskurs am Beispiel Hennersdorf
von Evelyn Jugelt, Bürgermeisterin der Stadt Augustusburg, April 2008
Vernetzung und Hilfestellungen zur Gründung eines Dorfladens
*Dorfladen-Netzwerk – Sicherung der Nahversorgung im ländlichen Raum
*Auswertung einer Befragung zu der Gründung eines Dorfladens
*Inhaltsverzeichnis Handbuch „Zum Erhalt und zur Sicherung der Nahversorgung im ländlichen Raum“ Ein Dorfladen „von Bürgern für Bürger“ – Eigeninitiative statt Unterversorgung“
*Beratungsexposé am Bsp. einer Existenzgründung (Nachbarschaftsladen)
*Interview mit Wolfgang Gröll, Unternehmensberater für Dorf-/Bürgerläden
*Beispielhafter Bericht über die Entstehung von Dorfläden im Rahmen der Förderprogramme von Rheinland-Pfalz und EU
*Übersicht: Wahl der Gesellschaftsform für eine Dorfladen-Bürgergesellschaft
*Atlas der Solidarischen Ökonomie in Nordhessen – Strategie für eine nachhaltige Zukunft Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst – Europäischer Sozialfonds Universität Kassel.
*Nachbarschaftsläden erfolgreich führen – lernen von den Besten
Artikel/Berichte über das Thema
*Zeit online: Dorfläden – Selbst ist der Kunde. Wenn Lebensmittelkonzerne ihre Filialen in Dörfern aufgeben, gründen Bürger zunehmend ihre eigenen Läden von Georg Etscheit 20.7.2010 – 07:41 Uhr; DIE ZEIT, 15.07.2010 Nr. 29
*FAZ: Die neuen Dorfläden- Tante Emmas kecke Töchter von Jan Grossarth, München, 28. November 2009
*Welt: Eigene Läden – Dorfbewohner nehmen es mit Supermärkten auf von Steffen Fründt, 24.01.10
*Spiegel: Comeback der Dorfläden – Provinz probt die Tante-Emma-Revolution; von Daniela Schröder, Gülzow, 03.11.2009
*Bürger berichten unter MyHeimat.de
*Das Land lebt: Mini-Märkte als Anlaufstellen und Tratschbörsen – Comeback der Krämerläden
*Seit 2000: Dorfladen ist Dorfmittelpunkt. Zehnjähriges Bestehen des Dorfladens in Mittergas
*zdf: Menschen & Projekte – Dorfläden kommen zurück. Wie sich Gemeinden selbst versorgen können von Maria Hörl, 28.03.2010
*In vielen Dörfern sorgen Bürger für Einkaufsmöglichkeiten – Tante Emma kehrt wieder zurück von Irini Paul, 11.2.2009
*Bei Tante Emma schlägt das Herz des Dorfes von Ursula Quickert, 22. Juli 2009
TV
ZDF-Reportage: Tante Emma schlägt zurück
Literatur zum Thema
Friedel, Rainer / Spindler, Edmund A. (Hrsg.): Nachhaltige Entwicklung ländlicher Räume – Chancenverbesserung durch Innovation und Traditionspflege. Erscheint im Programm VS RESEARCH.2009.
Niedersächsischer Städte- und Gemeindebund Hannover: Der Dorfladen: eine Chance für den ländlichen Raum. 1999
Staatsministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten Sachsen: Der Dorfladen: Einführung in die Problematik der Versorgung in ländlichen Räumen. 1997
Lühning, Günter: „Dorfladen-Handbuch – Sicherung der Nahversorgung im ländlichen Raum“ – www.dorfladen-netzwerk.de – 2008
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) gGmbH; bearbeitet von Christian Kuhlicke, Ulrich Petschow, Henning Zorn: Versorgung mit Waren des täglichen Bedarfs im ländlichen Raum (Zusammenfassung und Fazit). Studie für den Verbraucherzentrale Bundesverband e.V.
Sonstiges
Dorfwiki: Das DorfWiki ist eine „Netzgemeinschaft“, in der verschiedenste Menschen einander begegnen, denen die dörfliche Lebensform im weitesten Sinn ein Anliegen ist. Dörfliche Lebensform heißt primär „ländlicher Raum“, aber kann und soll durchaus in weiterem Sinn interpretiert werden (Wiederentdeckung von Dörflichkeit auch in der Stadt)