Volxsküchen (kurz: VoKü) und Kochkollektive
Idee
In Volxküchen soll mit wenig Geld und für wenig Geld, dafür mit großem Engagement aller Beteiligten für verschiedene Größen und Arten von Gruppen gekocht werden.
Arbeitsweise
Viele sogenannte mobile Voküs sind auf linken, linksautonomen und alternativen Aktionen, Protesten oder Veranstaltungen, um dort die AktivistInnen zu unterstützen und mit Essen zu versorgen. In selbstverwalteten und kollektiven Einrichtungen wie Infoläden, linken Zentren, besetzten oder ehemals besetzten Häuser, alternativen Jugendtreffs usw. finden sich hingegen auch regelmäßige, meist wöchentliche Voküs, organisiert durch ein mehr oder weniger offenes Team von KöchInnen. Die Refinanzierung erfolgt in beiden Fällen entweder durch einen Festpreis im Bereich der Selbstkostendeckung oder Geldspenden im eigenen Ermessen und in Form von tatkräftiger Unterstützung und Sachspenden.
Eine Einschränkung ergibt sich, da in der linken Szene auch eine Essensausgabe mit geringem Festpreis aber ohne konkrete politische Motivation oft als Vokü bezeichnet wird, einfach weil Vokü inzwischen ein stehender Begriff ist.
Grundprinzipien und Selbstverständnis
Der Großteil der VoKüs kocht vegan oder zumindest vegetarisch, Fleisch bleibt die Ausnahme. (außer in Berlin, wo die Vielfalt an Voküs sogar recht exotische Voküs hervorgebracht hat). Der Fleischverzicht erfolgt dabei aus mehreren Gründen: Zum einen soll prinzipiell jeder_m ohne Einschränkung die Vokü offen stehen und es finden sich ohnehin mehr VeganerInnen und VegetarierInnen in der alternativen Szene. Andrerseits wird selbst wer Fleisch nicht grundsätzlich ablehnt, gut darauf verzichten können, angesichts der Tatsache, dass Fleisch bei der Herstellung eine sehr viel schlechtere Klimabilanz vorweist als pflanzliche Lebensmittel. In jedem Fall wird nur für Projekte gekocht, die von den Aktiven ideell unterstützt werden.
Abgrenzung – Essen kochen als revolutionäre Maßnahme
Volxküchen unterscheiden sich deutlich von karikativen Armenspeisungen/ Suppenküchen (Suppenküche auf Wikipedia) oder der Tafel (Die Tafel auf Wikipedia) durch ihren politischen Anspruch: Sei es, dass auf die Verschwendung von Lebensmitteln in der kapitalistischen Gesellschaft, trotz akuter Not bei einigen Gesellschaftsschichten hingewiesen werden soll, alternative Wege der Ernährung aufgezeigt oder Protestaktionen unterstützt werden. Dabei sind die Voküs gerade auf Veranstaltungen explizit eine Mitmachküche und stellen nicht nur einfach das Essen bereit, wie kommerzielle Küchen es tun. Dadurch kann kostengünstiger gearbeitet werden und wenn Geld übrigbleibt, dieses zurück an das unterstützte Projekt fließen.
Andere Begriffe und Formen
Häufig wird auch der Begriff Kochkollektiv genutzt, der sich eher auf dauerhaft zusammenarbeitende, oft mobile Küchengruppen bezieht.
Manchmal werden VoKüs auch als Bevölkerungsküche (also BeVoKü) bezeichnet, als Abgrenzung vom Begriff Volk und dessen nationalistischer Tendenz. Solidaritätsküche (SoKü) wird zwecks Betonung der solidarischen Komponente verwandt. Solitresen sind entsprechend solidarisch organisierte Theken, wo für geringes Entgelt oder Spenden Getränke abgegeben werden (TOP- Solitresen auf Facebook). Oft unterstützen sie ein Projekt oder solidarisieren sich (finanziell) politisch Aktiven (wie z. Bsp. der Solitresen für Opfer polizeilicher Willkür).
Hintergrund
Die Idee des gemeinsamen Kochens zur Kostensenkung ist nicht neu. Im Gegenteil zur traditionellen Armenspeisung wird aber bei der Vokü um Spenden oder einen kleinen Beitrag gebeten, so dass das Essen den Anschein eines Almosens verliert, denn als solches ist es auch nicht gedacht. Die Art und Weise des kollektiven Kochens und Essens ist Ausdruck einer Idee vom selbstbestimmten Leben und einer anderen Art des Wirtschaftens. Und so war es letztlich die Hausbesetzer-Szene, die zur Entstehung heutiger Voküs maßgeblich beitrug. Aus der Notwendigkeit der Selbstversorgung wurde ein Konzept.
Verbreitung
Volxküchen finden sich inzwischen auf fast jeder größeren links-alternativen Veranstaltung und sie sind fest in der linken Szene etabliert. Die bekanntesten sind wahrscheinlich das niederländische „den Troag“ des Kollektief Rampenplan“ und food for action aus Berlin.
Links
* Volxküche bei wikipedia
* Volxküchen auf Anarchopedia mit Liste von Terminen für VoKüs sortiert nach Städten
*Deutsches „Flugblatten“ vom mobilen Kochkollektiv Rampenplan
* Food For Action – berlins mobile vokü – cuisine populaire ; auf twitter
Beispiele
*Mobile Mitmachküche Le Sabot
*Mobile Volxküche: Ohne mampf kein kampf. Selbstverständnis der volxküche weimar
*Chaos Catering Veganarchistisches Kochkollektiv
*Libelle – libertär in Leipzig: Libertärer Laden, Treffpunkt und Gewerkschaftslokal
*Volxküche: „Die Maulwürfe“ ; Termine
* Volxküche NMS/Vegane Kochgruppe
*Vegane Soliküche Juzl Göttingen
*DuKo: Dumpster Koch Kollektiv
*Dresdener Volxküchen-Gruppe cartonage
* VoKü-Gruppe falken vokü in Leipzig
TV
*39 Grad – Volxküche Dieser Beitrag ist entstanden im Rahmen der TV-Lehrredaktion „39Grad“ an der Fachhochschule Magdeburg/Stendal
*Ohne Mampf kein Kampf! Volxküche beim McPlanet Kongress in Berlin 2007. Ergebnis eines Dokumentarfilmseminars für Stipendiaten der Heinrich Böll Stiftung.
Berichte
* berliner stadtzeitung Scheinschlag: Schöner essen in Friedrichshain – Volxküchen sind angenehme Orte und laden zum Bleiben ein
*Anti-G8: Kochkollektiv Rampenplan in Not
*Rampenplan – Bericht aus einer Volxküche im Wendland
*Roter Baum Zwickau Volxküche – Warum eigentlich mit x?
* Blick vom 20.01.2010: Verein Roter Baum schafft Anlaufpunkt für alternative Jugendliche: Lecker essen in der Volksküche
* 02.07.2008 TAZ Artikel Wam Kat – Der Johannes B. Kerner der Anti-Atombewegung. Er hat ein politisches Kochbuch herausgebracht und stellt dies in der taz vor. „Wam Kats 24 Rezepte zur kulinarischen Weltverbesserung“ Wam Kat dazu: „Ich will kein Koch sein wie Tim Mälzer.“ Wam Kat, 53, ist politischer Aktivist, Politiker und vor allem Koch. Von ihm stammen Rezepte, die zum Beispiel „Sitzblockade“ heißen oder auch „Wendland Spezial“ und meist für über 100 EsserInnen angelegt sind. Der Niederländer stellt seit ungefähr 30 Jahren hungrige Aktivisten- und Demonstrantenmägen zufrieden.
Vernetzung/Kooperationen
*Vokü/Volksküche regelmäßiges Gruppenkochen zum Selbstkostenpreis bei Facebook
Literatur
*Halbinseln gegen den Strom: Anders leben und wirtschaften im Alltag von Friederike Habermann
* Volxküchen-Kochbuch: Rezepte für viele Portionen, Hannebambel Kneipenkollektiv (Hrsg.)
*Wam Kats 24 Rezepte zur kulinarischen Weltverbesserung
Sonstiges
*Food not bombs
Internetpräsenz: Food Not Bombs shares free vegan and
vegetarian meals with the hungry in over 1,000 cities around the world to protest war, poverty and the destruction of the environment. With over a billion people going hungry each day how can we spend another dollar on war?
Video zu “Food not Bombs”
*Containern wird oft als Methode zur Lebensmittelbeschaffung in Voküs genutzt
Strategie fürs Containern
Forum
*Freeganismus
Artikel: Müll macht satt!