Just Change
Eine Erzeuger-Verbraucher-Kooperative über Grenzen hinweg
Die transnationale Erzeuger-Verbraucher-Kooperative Just Change entwickelt den fairen Handel weiter durch kooperatives Wirtschaften indigener Gruppen untereinander und mit KonsumentInnen über Grenzen (z.B. Indien – Großbritannien/ Dtl.)
Eine Erzeuger-Verbraucher-Kooperative über Grenzen hinweg
Landrechte-Bewegung indischer UreinwohnerInnen
Die Adivasi sind die UreinwohnerInnen Indiens und bilden etwa 8 % der Bevölkerung. Als traditionelle ‚Jäger und Sammler’ ist der Wald für sie die zentrale ökonomische und kulturelle Lebensgrundlage, die sie jedoch durch die zunehmende industrielle Nutzung verloren haben. 1986 starteten Adivasi aus den Nilgiris-Bergen eine Landrechte- Bewegung. Die Mehrheit erhielt inzwischen Land zurück und baut Lebensmittel für die Subsistenz und den lokalen Markt an.
Lokale Ökonomien sind im globalen Markt wie löchrige Eimer: Kapital, das hineinkommt, fließt meist schnell über den Handel wieder ab. „Just Change“ bedeutet, verschiedene dieser „löchrigen Eimer“ durch „Schläuche“ zu verbinden. Egal, in welchen Eimer Wasser fließt, es füllen sich alle gleichermaßen. „Just Change“ baut auf fairen Handel auf, geht aber darüber hinaus: Durch direkte Vernetzung ist es ProduzentInnen- und VerbraucherInnen- Gemeinschaften möglich, den Handel in die eigenen Hände zu nehmen, indem gemeinschaftlich über Bedarf, Preise und Gewinne entschieden wird.
Landbesitz schützt nicht vor Armut
Mehr als 300 Adivasi-Familien kultivieren heute Tee auf ihrem Land, den sie gemeinschaftlich vermarkten. Damit traten die Adivasi in die globale Ökonomie ein, über die sie keinerlei Kontrolle haben. In Folge der wirtschaftlichen Liberalisierung Indiens brachen Anfang der 90er Jahre die Teepreise ein. Die Adivasi waren erneut von Armut bedroht.
Direkter Handel in Indien
1993 schickte das Adivasi-Netzwerk gemeinschaftlichen produzierten Tee zu einer Gruppe von Weberinnen und erhielt dafür handgewebte Saris für die Hälfte des lokalen Marktpreises. Die Weberinnen bezahlten ein Drittel des lokalen Marktpreises für den Tee. Das war der Beginn des direkten Handels zwischen Kooperativen.
Was ist fair?
1994 entstand bei einem Besuch von Stan und Mari Thekaekara in Schottland die Idee direkter Handelskontakte, als sich der Direktor des Instituts „Social Change“ begeistert zeigte, den von Adivasi angebauten Ingwer für britische Ingwer-Schokolade zu verwenden. Zu Besuch in Deutschland bei PartnerInnen vom Adivasi-Tee-Projekt tranken 1997 acht Adivasi ihren eigenen Tee – fair gehandelt. Bomman war sehr gerührt, dass seine deutschen FreundInnen 15 % mehr für ihren Tee zahlen, obwohl einige von ihnen selbst nur über wenig Geld verfügen. Letzteres empfand er als ‚unfair’. Heute gestalten KonsumentInnen-Gruppen die Preise mit.
Das internationale „Just Change“ – Netzwerk
„Just Change“ besteht derzeit in Indien und in Großbritannien, in Deutschland und Frankreich wird Just Change aufgebaut. „Just Change UK“ vermarktet „Just Change“- Produkte über öko-faire Läden und soziale Initiativen, darunter Adivasi-Tee und – Gewürze. In Indien sind 40.000 Familien in lokalen Gruppen organisiert und über Just Change vernetzt. Direkt und über eigene Läden werden u.a. Tee, Reis, Gewürze, Kaffee, Kokosnuss-Öl, Seifen, Honig und Regenschirme gehandelt.
Mitgliedschaft
Mitglied werden können sowohl ProduzentInnen- als auch KonsumentInnen-Gemeinschaften, auch aus unterschiedlichen Ländern. Einem Beitritt gehen ausführliche Gespräche und eine Probezeit voraus, um sicherzustellen, dass alle beteiligten Gruppen die Philosophie einer sozial gerechten Ökonomie mittragen. Die Mitgliedsgruppen entsenden Delegierte in den Stiftungsvorstand von „Just Change India“.
Seit 1994 pflegt das Adivasi-Tee-Projekt (ATP) eine enge Partnerschaft mit dem Adivasi-Netzwerk AMS in Südindien. In Kooperation mit Weltläden, mehreren sozialen Initiativen und dem Fair-Handels- Haus El Puente vermarktet ATP die direkt und fair gehandelten Produkte der Adivasi: schwarzen Tee, Gewürze, Postkarten und Seifen. Auf Grundlage der langjährigen partnerschaftlichen Kontakte zwischen den Gruppen in Deutschland und Indien wird derzeit „Just Change DE“ aufgebaut.
Gewinne fairteilen
Alle Mitgliedsgruppen sind Anteilseigner von „Just Change India“. Sie stellen Kapital zur Verfügung und können Geld für die Produktion in ihren Kooperativen oder für die Vermarktung ihrer Produkte entnehmen. Der Gewinn wird auf alle ProduzentInnen- und KonsumentInnen-Gruppen aufgeteilt, die über dessen interne Verwendung entscheiden. Die Adivasi des Netzwerks AMS haben beschlossen, ihren Gewinnanteil für ihre Bildungs- und Gesundheitsarbeit anzusparen.
weiterführende Informationen:
www.justchangeDE.org
www.adivasi-tee-projekt.org