
The Fair Trade Zone
Eine arbeiterinnengeführte Näh-Kooperative in Nicaragua
Die Frauen-Kooperative The Fair Trade Zone ist eine Nicaraguanische Näh-Kooperative, die moderne Öko-Kleidung, unter anderem für einen deutschen Anbieter von Streetwear (sportliche Jugendmode) fertigt.
Eine arbeiterinnengeführte Näh-Kooperative in Nicaragua
Hilfe zur Selbsthilfe
Die Idee zur Gründung einer Näh-Kooperative entstand im Rahmen einer Kooperation des Center for Development in Central America (CDCA) – einem Projekt der nordamerikanischen Entwicklungshilfeorganisation Jubilee House Community (JHC) – mit Maggie´s Organics – einem nordamerikanischen Öko-Bekleidungsanbieter. Ziel war und ist es, möglichst vielen Frauen in Nueava Vida eine Alternative zur menschenunwürdigen Arbeit in den Sweatshops zu bieten.
Im Juli 2005 wurde die Näh-Kooperative zur ersten Freihandelszone, die von Arbeiterinnen selbstverwaltet wird. Der Status als Freihandelszone ermöglicht es der Kooperative sich im Wettbewerb mit den Sweatshops zu behaupten und trotzdem deutlich höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen zu bieten. In der Fair Trade Zone genannten Freihandelszone kommen alle Handelserleichterungen – Steuervergünstigungen und zollfreier Ex- und Import – direkt und ausschließlich den Arbeiterrinnen der Kooperative zugute.
Hurricane Mitch
1998 wurden mehrere mittelamerikanische Länder, darunter auch Nicaragua, vom Hurricane Mitch verwüstet. Bei einer Überschwemmung verloren viele BewohnerInnen der Hauptstadt Managua ihre Häuser und wurden in die Siedlung Nueava Vida (dt. Neues Leben) der nahe gelegenen Stadt Ciudad Sandino umgesiedelt. Ciudad Sandino weist mit 80 % eine extrem hohe Arbeitslosenquote auf. Um ihre Familien versorgen zu können, sahen sich viele Frauen der Siedlung gezwungen, in sogenannten Sweatshops unter menschenunwürdigen Bedingungen für große Bekleidungskonzerne zu arbeiten.
Hilfe zur Selbsthilfe
Die Idee zur Gründung einer Näh-Kooperative entstand im Rahmen einer Kooperation des Center for Development in Central America (CDCA) – einem Projekt der nordamerikanischen Entwicklungshilfeorganisation Jubilee House Community (JHC) – mit Maggie´s Organics – einem nordamerikanischen Öko-Bekleidungsanbieter. Ziel war und ist es, möglichst vielen Frauen in Nueava Vida eine Alternative zur Arbeit in den Sweatshops zu bieten.
Bau des Fabrikgebäudes
Ihr Fabrikgebäude haben die Frauen der Kooperative selbst errichtet. Über zwei Jahre verbrachten sie 20 Stunden pro Woche mit Zementmischen und Schaufeln, um nachmittags als Straßenverkäuferin ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Im Frühjahr 2001 wurden die Bauarbeiten abgeschlossen und die Cooperativa Maquiladora Mujeres de Nueva Vida Internacional wurde gegründet.
Nähen lernen
Der erste Auftrag der Kooperative war die Produktion von Bio-Baumwoll-Haarbändern. Die Hälfte der Frauen hatte keinerlei Näh-Erfahrungen. Nur wenige Monate später hatten auch die Nähanfängerinnen die 15 verschiedenen Arbeitsschritte zum Nähen eines T-Shirts gelernt. Damals benötigten die Mitglieder der Kooperative einen ganzen Monat für 50 T-Shirts. Heute produzieren sie 1000 T-Shirts pro Tag.
Mehr Arbeit…
In den ersten beiden Jahren führte die Kooperative nur den Zuschnitt der Stoffe und das Nähen der Kleidung durch. Mehrmals hatte die Kooperative monatelang keine größeren Aufträge und dann plötzlich nur einen Monat Zeit, um einen ganzen Container T-Shirts zu produzieren. Inzwischen kauft die Kooperative die Rohstoffe selbst ein und bietet fertige Produkte an. Durch diese Umstellung können die Arbeiter-Unternehmerinnen nun ihren Produktionsplan selbst festlegen. Derzeit arbeitet die Kooperative in zwei Schichten und bietet 90 EinwohnerInnen von Ciudad Sandino eine Vollzeitstelle.
Mit dem Kauf von Produkten aus Kooperativen können Menschen hierzulande sichere und attraktive Arbeitsplätze in Ländern des Südes fördern. Zudem werden in solchen Kooperativen Formen der Arbeitsorganisation erprobt, die eine Perspektive jenseits der Konkurrenzwirtschaft aufzeigen. Auch die deutschen Partnerorganisationen der Kooperative haben sich für solidarische Wirtschaftsformen entschieden. So lassen fairwear aus Freiburg einen Teil der T-Shirts von einem Druck-Kollektiv bedrucken. Weiterer Handelspartner von T-Shirts der Nähkooperative ist das Café Libertad Kollektiv eG. Durch die Verarbeitung von Bio-Baumwolle leisten die Näh-Kooperative und die KonsumentInnen einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit der BaumwollpflückerInnen und zu einer nachhaltigen Entwicklung.
Arbeiterinnen und Eigentümerinnen zugleich
Da die Mitglieder der Kooperative zugleich Arbeiterinnen und Unternehmenseigentümerinnen sind, treffen sie alle Entscheidungen gemeinsam. In einer monatlichen Generalversammlung werden Mehrheitsbeschlüsse zu Themen wie Löhne, Arbeitszeiten oder Investitionen gefasst. Jedes Mitglied der Kooperative hat dabei eine Stimme.
Mitgliedschaft
Um einer Spaltung in angestellte Arbeiterinnen und Arbeiter-Unternehmerinnen vorzubeugen darf niemand länger als 3 Monate in der Kooperative arbeiten, ohne ein Aufnahmeverfahren zu beginnen. Hierzu gehören Kurse in Kooperativismus und Betriebswirtschaftslehre sowie eine einjährige Probezeit. Wer aufgenommen wird, zahlt eine Einlage, die entweder als Geldbetrag oder als Arbeitsleistung erbracht werden kann. So haben beispielsweise alle Gründungsmitglieder je 640 Arbeitsstunden in den Bau der Fabrik investiert. Die Einlage dient der Kooperative als günstige Kapitalquelle und den Mitgliedern als finanzielle Absicherung, wenn sie die Kooperative verlassen.
weiterführende Informationen:
Film: Ants that moved mountains
Ein 15-minütiger Film über die Kooperative in Nueva Vida, gedreht von Maggies Organics.