
Incubadoras
Innovationswerkstätten für Gemeinschaftsbetriebe
Die Incubadoras in Brasilien sind ‚Innovationswerkstätten’ zur Unterstützung neuer solidarökonomischer Betriebe und Projekte durch Universitäten, Gewerkschaften und kirchliche Wohlfahrtsverbände etc.
Innovationswerkstätten für Gemeinschaftsbetriebe
Beratung und Begleitung für Gemeinschaftsbetriebe
Die ’Incubadoras’ sind interdisziplinäre Arbeitsgruppen an brasilianischen Hochschulen, die interessierte Gruppen von Erwerbslosen bei der Gründung von Gemeinschaftsbetrieben beraten und begleiten. Das Wort ‚Incubadora’ stammt von den Begriffen ‚Entwicklung, Herausbildung, Ausbildung’ ab und bedeutet soviel wie ‚Brutstätte’.
Entstanden sind die Incubadoras in den 90er Jahren, als sich universitäre Gruppen entschieden, bei der Entwicklung der Solidarischen Ökonomie zu helfen. Die erste ITCP (Incubadora Tecnologica de Cooperativas Populares) wurde 1995 im Zentrum für Ingenieur -Postgraduiertenstudien der Bundesuniversität von Rio de Janeiro gegründet. In den Incubadoras arbeiten StudentenInnen, Postgraduierte und ProfessorInnen unterschiedlicher Fachrichtungen zusammen. Rosângela Alves de Oliveira, ehm. Incubadora -Mitarbeiterin der Caritas in Brasilien, Doktorandin an der Universität Kassel: Der Prozess der Incubadora-Arbeit (…) ist mehr als eine Methodik. Er ist (…) eine Maßnahme, in der die Produktion von Erkenntnis gleichzeitig Ergebnis des Prozesses ist.
Viele Ziele auf dem Weg zu sozialer Gerechtigkeit
Ziel der Incubadoras ist der Abbau sozialer Ungerechtigkeit. Weil sozialstaatliche Lösungen zur Unterstützung der Betroffenen fehlen und um Beschäftigungs- und Einkommensmöglichkeiten zu schaffen, unterstützen die Incubadoras die Entstehung genossenschaftlicher Unternehmen. Hierzu beraten sie in sozialen, gesetzlichen, wirtschaftlichen, technologischen und steuerlichen Fragen und fördern die politische Bildung.
Regionale Entwicklung durch Incubadoras
Incubadoras stärken die Vernetzung der Unternehmen in der Region und verfolgen einen Theorie- Praxistransfer aus der Universität in die Region. Auch Kontakte mit der Kommune werden gepflegt, um politischen Maßnahmen zur Förderung und Unterstützung der Kooperativen zu erwirken. Der gesamte Lernprozess und die Situation der Kooperativen soll intensiv begleitet und beforscht werden.
Wie arbeiten die Incubadoras?
Die Gruppen der Incubadoras gehen in die Armenviertel der Städte, um mit den EinwohnerInnen zu arbeiten, da diese kein Geld für Busfahrkarten haben. Während des Begleitprozesses ist die Wertschätzung von Erfahrungswissen, lokaler Kultur, sowie Partizipation und Solidarität innerhalb der Gruppe wichtig. Sie bedeutet auch eine Öffnung der akademischen Kultur und der Ausbildungskultur.
Schritt für Schritt zum gemeinsamen Betrieb
In der Regel kommen die interessierten Gründungsgruppen selbst auf die Incubadoras zu. Zu Beginn geht es darum, die Wünsche der gesamten Gruppe zu erfassen und die Entwicklung gemeinsamer Ziele, Werte und Regeln zu unterstützen. Im weiteren Prozess werden Treffen und Lehrgänge organisiert, um allgemeine Kenntnisse über solidarisches Wirtschaften sowie Fachwissen zu vermitteln und die Gruppendynamik zu verbessern. Für jedes Unternehmen wird eine betriebswirtschaftliche Machbarkeitsstudie durchgeführt. Neben der regionalen Vernetzung unterstützen die Incubadoras die Vernetzung von ähnlichen Unternehmen, die andern Orts bereits erfolgreich wirtschaften. Auch bestehende Kooperativen, die Schwierigkeiten haben oder sich weiterentwickeln möchten, werden begleitet.

Das Netzwerk der Incubadoras
Inzwischen gibt es die sogenannten ‚Innovationswerkstätten’ an vielen Universitäten in ganz Brasilien und auch von Kirchenorganisationen (Caritas) und Gewerkschaften organisiert. Heute existieren bundesweit insgesamt über 80 Incubadoras. 1999 hat sich schließlich ein nationales Netzwerk der Incubadoras gebildet, innerhalb dessen sich die einzelnen universitären Gruppen austauschen können.